Selfpublishing Erfahrungen mit einem Sachbuch (Print)

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Als an sich reine Bloggerin muss man sich auch mal neue Ziele setzen. Dies habe ich mir vor mehr als einem Jahr gesagt und ein Spiel entwickelt. Dafür erhielt ich sogar ein Künstlerstipendium im Rahmen der NRW-Corona-Hilfen. Einen Spieleverlag fand ich in der Folge allerdings nicht. Also musste eine Idee her. Die besagte dann, das Ganze als Buch zu veröffentlichen. Und zwar im Selbstverlag. Hier sei nun von meinen ersten Erfahrungen mit dem Selfpublishing erzählt.

Auch wenn das Ganze hier auf den ersten Blick off-topic erscheint, ist die Idee ja nicht völlig fern. Wer ein Buch plant, braucht dazu wahrscheinlich auch eine Website (oder ein Blog). Und wer über ein Thema intensiv bloggt, könnte darüber hinaus auch ein Buch zu diesem Thema veröffentlichen.

Erfahrungen einer Onlinerin mit dem Selfpublishing

Ein Spiel mit Katzen als Buch: Rockys Revier bescherte mir erste Erfahrungen mit dem Selfpublishing

Wenn ich hier nun von meinen Erfahrungen mit dem Selfpublishing erzähle, geht es gar nicht so sehr um den konkreten Inhalt. Wobei der schon eine gewisse Rolle spielt. Denn die Idee, aus dem Spiel ein Buch zu machen, stellt unweigerlich andere Anforderungen an das Buch als – sagen wir – ein Liebesroman. Oder ein Krimi.

Als Onlinerin stand ich nun also vor der Aufgabe, mich nicht nur ganz allgemein den Anforderungen der Buchproduktion zu stellen. Mit der Thematik Spiel habe ich mir auch gleich etwas ausgesucht, das die besondere Herausforderung des passgenauen Zerlegens meines Spielbrettes in sechs Teile mit sich brachte.

Auch brauchte ich eine Antwort auf die Frage, wie ich Spielmaterial darreiche, wenn ich es nicht stanzen oder aus Holz produzieren lassen kann.

Meine Erfahrungen in Sachen Selfpublishing besagen also zuerst einmal, dass man eine gewisse Begeisterung dafür braucht, mit begrenzten Möglichkeiten maximale Ergebnisse zu produzieren.

Das Cover von Rockys Revier, dem Spiel  mit Katzen als Buch, von hinten

Auch fern von solch speziellen Projekten stellt sich die Frage, womit erstelle ich denn die Druckvorlage? Schaffe ich mir dafür erst einmal die passende Software an und erlerne den Umgang? Oder arbeite ich einfach mit dem, was mir zur Verfügung steht – und achte nur darauf, dass das Ergebnis den Anforderungen der Druckerei entspricht?

Ich habe mich für Letzteres entschieden. Wen interessiert schon, womit ich gearbeitet habe, solange ich auf solch elementare Dinge achte wie zum Beispiel das passende Farbmanagement. Oder bei der Erstellung von Abbildungen auf die passende Auflösung. Von einem möglichst gelungenen Buchsatz ganz zu schweigen.

Alles Dinge, mit denen ich mich als reine Onlinerin noch nie in dem Maße auseinandersetzen musste.

Erfahrungen in Sachen Selfpublishing Plattform

Diese Fragestellungen wiederum betrafen dann auch die Wahl der Selfpublishing Plattform. Derer gibt es ja durchaus einige. Aber wenn das Projekt sich nicht für ein Taschenbuch oder ein Hardcover und das übliche 90-Gramm-Papier eignet, ist die Auswahl nicht mehr ganz so groß.

In Hinblick auf möglichst dickes Papier im DIN A4-Format mit Ringbindung blieb mir eigentlich nur noch die Wahl zwischen Books on Demand und epubli.

Warum schweres Papier, warum Ringbindung? Wie gesagt, mein Buch besteht nicht nur aus den Spielregeln. Allein das sechsteilige Spielbrett sollte nicht so labbrig sein. Vom weiteren Spielmaterial, für das ich während der Entwicklungszeit mindestens Tonkarton genutzt hatte, ganz zu schweigen.

Tonkarton hat meist so 220 Gramm. Die konnte ich für mein Buch nun kaum erwarten. Aber 200 Gramm hätte ich schon gerne gehabt. Und Papier dieser Stärke bot nur Books on Demand. Also entschied ich mich für diesen Anbieter.

… Entscheidung frühzeitig treffen

Diese Entscheidung musste ich vor der eigentlichen Arbeit treffen. Denn das gehört mit zu meinen Erfahrungen mit dem Selfpublishing:

Wenn man mit sogenannt randabfallenden Motiven und Farbflächen (also Farbe bis zum Papierrand) arbeiten will, sollte vorher die Beschnittzugabe bekannt sein.

In meinem Fall betraf das fast alle Seiten. Vor allem aber betraf es die sechs Seiten, die zusammen ein Bild ergeben. Und da macht es einen Unterschied, ob die einzelne Seite DIN A4 plus 0,5 cm oder nur 0,3 cm Beschnittzugabe misst.

BoD arbeitet mit 0,5 cm, was angenehm zu rechnen ist. Eine DIN A4 Seite ist so also nicht 21 x 29,7 cm groß, sondern 22 x 30,7 cm. An jeder Kante einen halben Zentimeter mehr.

Als ich dann später zu epubli wechselte, hatte ich es mit 0,3 cm zu tun. Für DIN A4 bedeutet das 21,6 x 30,3 cm.

So geringfügig der Unterschied auf den ersten Blick erscheinen mag. Wenn es um ein zerschnittenes Bild geht, ist er doch bedeutsam.

Ein Bild in sechs Teilen mit Beschnittzugabe - Erfahrungen beim Selfpublishing
Nicht maßstabsgerecht, zeigt aber die Herausforderung: ein Bild in sechs Teilen mit Beschnittzugabe

Probleme mit BoD-Druck

Bedeutsam werden solche Feinheiten vor allem dann, wenn man nicht nur selbst die Fehlerquelle ist.

Nie hätte ich zuvor gedacht, dass zu meinen Erfahrungen mit dem Selfpublishing gehören könnte, dass die Fehler vom Distributor beziehungsweise seiner Druckerei produziert werden. Immerhin sind die in Sachen Buchproduktion die Profis – nicht ich.

Was bei einer normalen Textseite nicht zwangsläufig auf-, aber bei meinem Projekt schwer ins Gewicht fällt: Wenn die Druckerei nicht gerade druckt. Oder wenn sie beim Zuschneiden so viel wegnimmt, sodass das Buch gar nicht mehr DIN A4 groß ist.

So geschehen bei Books on Demand.

Ersteres, den schiefen Druck, habe ich noch reklamiert. Beim zweiten Mängelexemplar habe ich dann gar nicht mehr reagiert. In der Zwischenzeit hatte ich meine Druckvorlage überarbeitet und an die Anforderungen von epubli angepasst.

In dieser Zwischenzeit hatte Books on Demand zudem seine Preise verdoppelt. Statt 19 Euro sind es nun 39 Euro für den Standardvertrag. Zeit für die genannten Fehler und diese Preisänderung hatte es allerdings auch genug gegeben.

Am 04. Mai hatte ich meine Dateien für Inhalt und Cover hochgeladen und ein Probeexemplar in Auftrag gegeben. Dies wurde dann am 31. Mai erstellt. Tags drauf war es geliefert. Am 02. Juni reklamierte ich. Das zweite Mängelexemplar erhielt ich dann am 08. Juli.
Es sind also neun Wochen ins Land verstrichen, mit unbrauchbarem Ergebnis. Und Grund für alles, so hieß es, sei die hohe Auslastung des neuen Druckzentrums von Books on Demand.

Probleme beim epubli-Upload

Was bei BoD vergleichsweise richtig gut funktioniert hatte, sorgte bei epubli für reichlich Verwirrung: der Upload der PDF-Datei, die den Anforderungen der Druckerei entsprechen muss.

Wobei ich zugeben muss, dass ich für die erste Verwirrung selbst verantwortlich war. Die Auflösung der eingebundenen Graphiken war zu gering. Offenbar hatte ich beim Erstellen der PDF-Datei grundlegende Einstellungen geändert.

Nicht erklären ließ sich so aber, warum mir das System immer wieder sagte, meine Datei sei 7 Millimeter zu hoch. Und ebenso wenig konnte ich mir erklären, warum das System drei meiner vollflächigen Farbseiten nicht als solche erkennen wollte. Mehrere andere Farbseiten dieser Art waren kein Problem. Was diese drei von den anderen unterschied (außer ihrer Farbe) konnte ich nicht sagen.

Beides fragte ich dann beim Autorenservice an. Mit dem Ergebnis, dass sie das eine nicht nachvollziehen konnten und für das andere auch keine Erklärung wussten.

Die vermeintlichen 7 Millimeter spielten ohnehin keine Rolle (die optimierte Druckdatei, die man vom Distributor erhält, entsprach genau meinen Vorstellungen). Und mit einigen Zeichen am abzuschneidenden Seitenrand konnte ich das System dann doch davon überzeugen, dass es sich um Farbseiten handelt.

Zu meinen Erfahrungen mit dem Selfpublishing gehört also, dass man sich auch von solchen Seltsamkeiten nicht schrecken lassen darf. Im Zweifel muss man sich halt selbst Lösungen einfallen lassen.

Veröffentlichung bei epubli

Nachdem ich diese Probleme bewältigt hatte, ging dann alles ganz schnell. An einem Freitag gab ich den Probedruck in Auftrag. Und am folgenden Montag war das Ganze schon gedruckt und verschickt.

Blöd nur, dass epubli die Bücher nicht als Warenpost, sondern als Warensendung verschickt. Der entscheidende Unterschied: Warenpost geht schnell, Warensendung dauert gefühlt ewig (ein Tag versus bis zu vier Tage).

Das Ergebnis wies dann auch Fehler auf. Mittlerweile kam ich mir fast zwangsgestört vor, aber – sorry – auch hier waren einige Seiten leicht schief und unsauber beschnitten. Allerdings sprechen wir hier nur von einem Millimeter. Nicht schön, aber vielleicht einfach das, womit man leben muss.

Also habe ich mein Buch bei epubli veröffentlicht. Und die Belegexemplare, die ich in der Folge habe erstellen lassen, sind alle fehlerfrei, das heißt exakt gedruckt und beschnitten.

Im Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Begeistert bin ich gar darüber, dass man auf dem Cover Rockys Schnurrhaare spürt, wenn man mit den Fingerspitzen sanft darüber streift, hach.

Ein Spiel mit Katzen als Buch: Rockys Revier bescherte mir erste Erfahrungen mit dem Selfpublishing

Rockys Revier

Bastelbuch und Spiel für Katzen-Fans

DIN A4 hoch (21,0 x 29,7 cm)
Ringbindung
170g/m² weiß, matt
72 Seiten (30 Farbseiten)

25,99 Euro
ISBN: 9783757568801
erhältlich bei epubli, ab August 2023 in allen Online-Shops und im stationären Buchhandel

mehr Infos zu Rockys Revier oder direkt

bei epubli bestellen

Tipps auf Basis meiner Erfahrungen in Sachen Selfpublishing

Aus meinen ersten Erfahrungen mit dem Selfpublishing kann ich zumindest auch drei Tipps ableiten. Die haben dann nichts mit dem konkreten Distributor zu tun.

… Farbmanagement

Wenn man wie ich nicht nur schwarzen Text auf weißem Grund veröffentlichen möchte, muss man sich Gedanken um das Farbmanagement machen. Dabei arbeiten Menschen, die tatsächlich was von Farbdruck verstehen, mit CMYK-Farbprofilen. In dem Zusammenhang trifft man dann auf Begrifflichkeiten wie ISO coated v2.

An der Stelle bin ich aber komplett raus. Als Onlinerin sind mir RGB- oder Hexwerte vertraut. Umso erleichterter war ich, als ich (auch direkt zu Beginn) las, dass die beiden vorgenannten Distributoren mit sRGB zufrieden sind. Wobei sRGB wohl den brauchbaren Kompromiss zwischen Drucker und Monitor darstellt.

Der Punkt ist jedenfalls: Ohne Probedruck lässt sich nicht vorhersagen, ob die gewählten Farben am Ende so aussehen, wie man sich das vorgestellt hat.

Was man allerdings tun kann, ist, sich eine Farbpalette zusammenzustellen, von der man sicher sein kann, dass die einzelnen Farbwerte auch harmonieren. Und das ist eine Anforderung, der man immer entsprechen sollte. Also auch fern des Drucks.

Ich benutze für diesen Zweck immer den Farbpaletten-Generator von Adobe. Ausgehend von einem Farbwert (und da ist es egal, ob der mit RGB, Hex oder CMYK benannt ist), lassen sich mit so einem Generator leicht passende andere Farbwerte finden.

Farbpalette für mein Selfpublishing Projekt

Im Druck ergab das Ganze mit zwei Ausnahmen sehr weitgehend das Ergebnis, was ich zuvor am Monitor gesehen hatte. Allein dafür war der Probedruck via BoD schon was wert. Für die weitere Arbeit konnte ich dann meine beiden unglücklich gewählten Farbwerte leicht korrigieren.

… PDF24 für die Erstellung der Druckdatei

PDF24, die Software mit dem Schaf, ist schon lange mein PDF Creator der Wahl.

Bei meinem Beitrag über das Einbinden einer PDF-Datei in einen WordPress Beitrag habe ich noch von dem Erstellen mit der Export-Funktion von MS Word erzählt. Da ging es mir aber nicht um Druck. Auch war mir völlig wurscht, in welcher Schriftart der Text meiner PDF-Datei dargestellt wurde.

Im Kontext des Drucks ist es aber wichtig, dass die PDF-Datei die Schriftarten mitliefert. Darauf weisen alle Selfpublishing Distributoren hin. Den Hinweis, dass die Druckvorlage eine PDF/X-Datei sein sollte, fand ich hingegen bei all den Online-Druckereien, die es so gibt.

Für PDF/X braucht es dann doch ein Programm wie PDF24. Damit kann man sich Profile für unterschiedliche Anlässe selbst erstellen. Sagen wir, eines für Dateien im »normalen« PDF-Format mit beschränkten Zugriffsrechten und geringer Auflösung im Gegensatz zu einem Profil ohne Zugriffsbeschränkung mit hoher Auflösung als PDF/X.

Irritiert hat mich allerdings immer wieder, dass ich vor jedem Druck ins PDF daran denken musste, dass ich ja keine DIN A4 erstellen will, sondern DIN A4 plus Beschnittzugabe. Das ist dann bei Microsoft Office immer eine zusätzliche Einstellung, die vor dem Druck zu wählen ist.

Schenken kann man sich übrigens das Bearbeiten der Meta-Angaben, das mit PDF24 auch möglich ist. Ich hatte dort immer schon das Genre und die möglichen Schlagwörter hinterlegt. Beide Distributoren haben diese Angaben für ihre jeweilige optimierte Druckdatei aber gar nicht übernommen.

… Apropos Meta-Angaben: Kategorie und Schlagwörter

Viele Gedanken habe ich mir über die passende Kategorie (oder sagen wir besser: das passende Genre) und die Schlagwörter gemacht. Da ich diesen Schritt nur bei epubli vollzogen habe, erzählen meine Erfahrungen hier also nur von diesem Selfpublishing-Anbieter.

Zuvor hatte ich mir angeschaut, mit welchen Kategorien andere Autor/innen gearbeitet haben, die auch Spiele als Buch veröffentlicht haben. Und weil es bei mir um Katzen geht, wollte ich auch wissen, welche Kategorie in der Hinsicht die passende ist.

Bis zu fünf Kategorien kann man bei epubli wählen. Hinzu kommen sieben Schlagwörter. Erstere entsprechen dem Genre beziehungsweise Subgenre. Letztere lassen sich mit den Keywords beziehungsweise Keyphrasen vergleichen, mit denen man auch im Sinne der Suchmaschinenoptimierung mittels Yoast SEO arbeitet.

Ob meine Wahl für die Kategorien und Schlagwörter die passende war, muss sich erst noch zeigen. Im Moment ist das Buch zwar schon als lieferbar für den Buchhandel gelistet. In den Online-Shops tut es sich aber noch schwer. Bei Amazon zum Beispiel findet man es mit einem der Schlagwörter ganz okay, hier wird es allerdings als »derzeit nicht lieferbar« bezeichnet.

Das wird sich hoffentlich bald ändern. Sonst muss ich wohl doch nochmal den Autorenservice anrufen.

Noch eine dieser Erfahrungen mit dem Selfpublishing: Eine gute Portion Geduld kann nicht schaden.


Beitragsbilder: Britta Kretschmer

3 Antworten zu „Selfpublishing Erfahrungen mit einem Sachbuch (Print)“

  1. Danke! Schon seit langem habe ich mit dem Gedanken gespielt, mich im Selfpublishing zu versuchen, wusste aber nicht genau, wie ich anfangen sollte. :)

  2. Interessant, diese Erfahrungen zu lesen. Ich frage mich, ob es generell einfacher ist, das Ganze als eBook herauszubringen. Aber klar, eine Printausgabe ist etwas anderes als eine digitale Version. Es kommt wahrscheinlich darauf an, was man damit bezwecken möchte.

  3. Hallo Pierre,

    ein weiteres Selfpublishing-Projekt später bin ich nicht sicher, ob man das so sagen kann. Da ging es nur um ein Taschenbuch (Mehr Welten), das ich auch als E-Book veröffentlicht habe – und definitiv mehr Arbeit (Validierung!) hat das E-Book gemacht.

    LG, bk

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