Als ich meine erste Website schrieb, standen für die Darstellung der Texte nur die Systemschriftarten des nutzenden Rechners zur Verfügung. Als Google dann seine Google Fonts anbot, war die Begeisterung allerseits groß. Endlich war es möglich, Schriftarten zu definieren, die nicht auf dem System des Nutzers installiert sein müssen. Doch darüber haben die meisten von uns den Aspekt des Datenschutzes vergessen. Wenn man den nun aber mit einrechnet, stellt sich die Frage, ob man wirklich alles tun sollte, nur weil man es kann. Deshalb geht es heute darum, wie Sie für WordPress Google Fonts deaktivieren können.
UPDATE 28.03.2018: Mit Autoptimize Google Fonts deaktivieren
Diese Pingback Funktion ist doch eine feine Sache. Sie liefert nicht nur die Kenntnis, dass da ein/e andere/r Blogger/in auf den eigenen Beitrag verlinkt hat. In konkreten Fall brachte sie zudem eine interessante Erkenntnis: Durch das Nähkäschtle Blog weiß nun auch ich, dass sich Google Fonts auch mit dem Plugin Autoptimize deaktivieren lassen. Und das auch noch total einfach.
Gleichwohl Autoptizime auch auf dieser Website im Einsatz ist, war mir das noch nicht bekannt. Bislang hatte ich mich nur für dessen Grundfunktionen interessiert. Sprich: das Zusammenfügen, Minimieren und Reduzieren von Code. Ein kleiner Test mit unterschiedlichen Themes zeigt nun: Das Entfernen von Google Fonts mit diesem Plugin funktioniert super! Und dazu ist nicht mehr nötig, als Autoptimize zu installieren und sich dann via Einstellungen > Autoptimize auch mal für die Extras zu interessieren. Nebenbei: Damit lassen sich nicht nur Google Fonts entfernen, sondern auch die Verbindung zu den Emoji-Servern. Für Letztere wäre sonst das Plugin Disable Emojis nötig, über das ich hier schon mal geschrieben habe.
Deshalb: Vielen Dank, liebes Nähkäschtle, für diese Erkenntnisse!
Eine Frage des Datenschutzes
Durch das Einbinden seiner Schriftarten registriert Google Fonts jegliche Nutzung Ihrer Website. Was das Angebot mit diesen Informationen anstellt, erklärt der Anbieter in seinen FAQ: Nutzung der Google Fonts in Sachen Privatsphäre. Auch wenn diese Erklärung nicht gerade dramatisch klingt, sollte man nicht vergessen, dass ab dem 25. Mai 2018 die EU-Datenschutz-Grundverordnung verbindlich gilt. Und einer der wesentlichen Punkte dieser EU-DSGVO ist die Transparenz. Mit anderen Worten: Alles, was Sie auf Ihrer Website in Sachen Verarbeitung personenbezogener Daten anbieten, müssen Sie Ihren Nutzern auch erklären können. Und das am besten in einfacher Sprache. Dass Google Fonts die IP-Adressen Ihrer Nutzer registriert, muss in diesem Kontext betrachtet werden.
Mindestens sollten Sie also auf die entsprechende Erklärung Googles verweisen. Allerdings gibt es diese nur auf Englisch. Und ein Punkt bleibt: Über die Nutzung dieses externen Angebotes sorgen Sie für einen mehr oder weniger regelmäßigen Datenaustausch mit eben diesem externen Anbieter.
WordPress und Google Fonts
Nun ist es zudem wahrscheinlich so, dass die meisten Website Anbieter gar nicht wissen, was sie da eigentlich nutzen. Und damit meine ich nicht nur, dass da irgendjemand (die Webdesignerin, der IT-Student, das Patenkind) vor Jahren die Website und damit auch die Nutzung der Google Fonts mal eingerichtet hat. Oder Sie selbst bei der Wahl Ihres Themes gar nicht darüber nachgedacht haben, woher eigentlich die hübschen Schriftarten kommen. Vielmehr ist ja sogar WordPress an sich die Verbindung eingegangen.
Ab 2013 mit der Version 3.8 nutzte WordPress den Google Font Open Sans für die Darstellung der Schriften im Backend. Später wechselte WordPress dann zum Noto Font. Erst seit der Version 4.6, die 2016 erschien, sind es wieder Systemschriftarten, die WordPress im Backend nutzt.
Davon haben wahrscheinlich die wenigsten Nutzer etwas mitbekommen. Und wenn doch, haben sie sich noch weniger darüber Gedanken gemacht. Erst mit den steigenden Anforderungen in Sachen Datenschutz findet eine Sensibilisierung statt. Und die kann einen zu der Erkenntnis bringen, besser für WordPress Google Fonts deaktivieren zu wollen. Doch wie bekommt man das realisiert?
Disable Google Fonts Plugin
Mit dem Plugin Disable Google Fonts hat der serbische Entwickler Milan Dinić eine einfache Lösung geliefert. Das Plugin hat keine Einstellungen. Einmal aktiviert, macht es das, was es machen soll. Es deaktiviert für WordPress Google Fonts. Allerdings ist das Plugin seit der WordPress Version 4.6, die keine Google Fonts für das Backend mehr nutzt, nur noch bedingt hilfreich. Denn für das Frontend ist das aktive Theme zuständig.
Die gute Nachricht
Wenn Sie eines der Standardthemes (Twenty Thirteen bis Twenty Seventeen) nutzen und für Ihr WordPress Google Fonts deaktivieren wollen, funktioniert Disable Google Fonts perfekt. Das Plugin berücksichtigt alle Schriftarten, die die Standardthemes nutzen. Die da sind:
- 2013: Bitter und Source Sans Pro
- 2014: Lato
- 2015: Noto Sans und Noto Serif
- 2016: Montserrat, Merriweather und Inconsolata
- 2017: Libre Franklin
Die schlechte Nachricht
Wenn Sie ein anderes Theme nutzen, hilft Ihnen das Plugin auch nicht weiter. Dann müssen Sie selbst Hand anlegen.
Google Fonts für WordPress Theme deaktivieren
Alle Themes, mit denen ich zuletzt gearbeitet habe, stellen die Verbindung zu Google Fonts in der functions.php her. Hierfür nutzen sie den enqueue-Befehl. Im Fall von Twenty Seventeen (dessen Nutzung von Libre Franklin sich ja auch über das Plugin abschalten ließe) lautet der Befehl:
wp_enqueue_style( 'twentyseventeen-fonts', twentyseventeen_fonts_url(), array(), null );
Der enqueue-Befehl ist im Allgemeinen gleich aufgebaut. Soll heißen: Wo hier twentyseventeen-fonts steht, heißt es zum Beispiel beim Radiate Theme radiate-fonts und beim Arouse Theme arouse-fonts etc. Auf diesen Namen kommt es jedenfalls an.
Um dieses enqueue nun aufzuheben und damit die Verbindung zu Google Fonts zu kappen, braucht es ein dequeue. Und das wiederum braucht ein Child Theme, sonst wäre die Änderung nach dem nächsten Update weg.
Der entsprechende dequeue-Befehl lautet:
add_action('wp_print_styles', 'twentyseventeen_dequeue_styles', 100);
function twentyseventeen_dequeue_styles() {
wp_dequeue_style( 'twentyseventeen-fonts' );}
Ein De-Registrieren via deregister tut es übrigens auch:
add_action('wp_print_styles', 'twentyseventeen_deregister_styles', 100);
function twentyseventeen_deregister_styles() {
wp_deregister_style( 'twentyseventeen-fonts' );}
Und nun? Was für eine Schriftart nutzt das Theme jetzt?
Jedes Theme definiert in seiner style.css sogenannte Fallbacks. Das heißt, es legt fest, was passieren soll, falls der Service von Google Fonts mal ausfallen sollte. Im Fall von Twenty Seventeen sind das die Systemfonts Helvetica Neue, Helvetica, Arial sowie sans-serif, das heißt die auf dem jeweiligen Rechner festgelegte Schriftart ohne Serifen.
Das lässt sich nun auch ändern. Dazu müssten Sie die style.css Ihres Themes durchsuchen nach allen Definitionen für font oder font-family und könnten dann in Ihrem Child Theme eine eigene Reihe von Fallbacks definieren. Arial als eine Option ist dabei nicht die schlechteste Variante, weil diese Schriftart so ziemlich jedes System kennt.
Alternative: Sie veröffentlichen die gewünschten Google Fonts selbst. Aber…
Alternativ könnten Sie natürlich auch die gewünschten Google Fonts selbst veröffentlichen. Immerhin bietet Google Fonts alle Schriftarten auch zum Download und dann auch zur Nutzung im kommerziellen Kontext an. Aber: Zuerst einmal müssten Sie diese Schriftarten zum Webfont machen. Das heißt, aus den ttf-Dateien müssten Sie woff- und woff2-Dateien produzieren. Mit Ersteren können so ziemlich alle Browser etwas anfangen, Letzeren gehört die Zukunft. Und wenn Ihre Nutzer bevorzugt alte Versionen des Internet Explorer benutzen, braucht es auch eot-Dateien. Das alles lässt sich zum Beispiel mit dem Webfont Generator von Font Squirrel schnell erledigen. Der liefert auch die wesentlichen Angaben zum Einbinden auf der Website.
Allerdings ergibt sich da schnell eine große Datenmenge. Nehmen wir den Roboto-Font, den ich bis vor Kurzem hier noch benutzt habe. Roboto hat so viele Varianten, das sind locker 126 Dateien in 36 Ordnern. Also sollte man die Datenmenge reduzieren. Denn bedenken Sie, dass das Mitschicken der Schriftarten Ihre Website nicht gerade schneller macht. Und dabei geht doch nichts über Performance.
Schließlich sollte man sich vorher auch die Lizenz genau anschauen. Die müssen Sie auf jeden Fall auch veröffentlichen. Und je nach Lizenz müssen Sie den Font vor der Veröffentlichung sogar umbenennen, weil sie durch das Erstellen der woff-Dateien eine Bearbeitung vorgenommen haben.
Bye-bye Roboto, mach et joot Droid Serif
Ich jedenfalls habe mich nach intensiven Diskussionen mit mir selbst dazu entschieden, mich auf das Wesentliche zu besinnen. Alle großen Anbieter (zum Beispiel Wikipedia, aber auch Facebook) nutzen Systemschriftarten. Warum nicht den Weg zurück zu den Wurzeln gehen und Systemfonts wählen, die mir gefallen?
Also benutzt diese Website fortan für alle Überschriften Verdana und alternativ Helvetica, im Zweifel aber auch Arial. Und für alle Fließtexte Georgia oder die für den jeweiligen Rechner festlegte Serifen-Schriftart. So schön es vor allem mit Roboto auch war, aber performanter als mit Systemschriftarten geht es nimmer. Weniger ist oft dann doch mehr.
In dem Sinne wünsche ich auch allen ein Frohes Neues!
Beitragsbild: Britta Kretschmer
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