Wohl kaum etwas anderes reaktiviert bei den meisten Menschen Schultraumata mehr als die Regeln der deutschen Kommasetzung. Gut, was den einen die deutsche Grammatik, ist anderen Mathe. Oder der Sportunterricht. Wir haben alle so unsere Lasten zu tragen. Wer nun aber darüber nachdenkt, für die eigene Website zu texten oder gar regelmäßig zu bloggen, muss sich darüber im Klaren sein, dass diese Texte fehlerfrei sein sollten. Das schließt eine korrekte Kommasetzung ein. Sonst kann es schnell passieren, dass plötzlich arme Omas Kannibalen zum Opfer fallen oder ähnlich Dramatisches passiert.
Der Sinn der Kommasetzung
Das mittlerweile berühmte Beispiel von der Oma, der ein einziges Komma das Leben retten kann, ist vielleicht das Plädoyer schlechthin für den Sinn der Kommasetzung. Wir essen gleich, Oma! klärt, dass es sich hierbei um die Mitteilung an die Großmutter handelt, dass das Essen in Kürze auf dem Tisch steht. Ein einziges Satzzeichen kann also zwischen zwei Lesarten unterscheiden und mit Missverständnissen aufräumen. Nehmen wir ein anderes Beispiel:
Der Mörder erschoss den Mann und dessen Freundin, die sich ebenfalls am Tatort befand, musste dabei zuschauen.
Nach den Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung handelt es sich auch hierbei um einen korrekten Satz (siehe auch unten: Aufzählungen und Reihen). Doch führt er ohne ein Komma zwischen Mann und dem Bindewort und schnell zu einem Missverständnis: Auf den ersten Blick scheinen hier zwei Personen gestorben zu sein, der Mann und seine Freundin. Dass die Freundin in diesem Szenario überlebt hat, klärt ohne Komma vor dem und erst die Aussage musste dabei zuschauen. Hier das Komma zu setzen, ist also eine Servicedienstleistung für den geneigten Leser. So gilt grundsätzlich, dass die deutsche Kommasetzung nicht dem Zwecke dient, arme Schüler zu quälen. Kommata (die Mehrzahl von Komma) dienen der Strukturierung, sie trennen Satzteile voneinander und sorgen so dafür, Lesern das Verstehen von Texten zu erleichtern.
Die neue deutsche Rechtschreibung hat alles einfacher gemacht, oder?
Viele Menschen meiner Generation, die mit den Regeln der alten deutschen Rechtschreibung aufgewachsen sind, glauben, dass durch die neue deutsche Rechtschreibung die meisten schwierigen Kommaregeln weggefallen seien. Komma oder nicht, so hat sich bei vielen durchgesetzt, spiele heutzutage gar nicht mehr die große Rolle. Das stimmt so leider nicht. Nachwievor gelten Grundregeln und eine Reihe von teils seltsam anmutenden Ausnahmen. Da hilft es auch nicht, sich auf einen anderen Mythos zu berufen: »Die Regeln kenne ich nicht. Aber wann ich ein Komma setzen muss und wann nicht, das hab ich im Gefühl«, sagen viele. Menschen wie ich entgegnen dann gerne: »Interessant! Und wie kam es zu diesem Gefühl?«
Jedes Kind kommt mit dem Vermögen auf die Welt, Sprache erwerben zu können. Dies betrifft allerdings nur die gesprochene und gehörte Sprache. Wer nicht hören kann, erwirbt nach denselben Prinzipien Gebärdensprache. Schriftsprache und ihre Regeln hingegen müssen wir alle lernen. So traumatisch der Deutschunterricht zu Schulzeiten gewesen sein mag: Er hat uns die Grundregeln mehr oder weniger gut vermittelt. Und wie es bei allen Fertigkeiten der Fall ist, haben wir unsere Kenntnisse derart verinnerlicht, dass wir nicht mehr ständig darüber nachdenken müssen, ob es nun ein Komma braucht oder nicht. Die meisten von uns haben die Grundregeln deshalb schlicht vergessen. Doch macht es in Zweifelsfällen immer wieder Sinn, sie sich vor Augen zu führen.
Braucht es ein Komma – und wenn ja, wie viele?
Wer seine Leser bei Laune halten will, kann auf Kommata nicht verzichten. Sicher, es ist möglich, Sätze grundsätzlich nach dem Prinzip Subjekt Prädikat Objekt zu formulieren, das braucht keine Strukturierung: Mann beißt Hund. Aber auch wenn es Informationsanbieter gibt, die mit diesem Prinzip über Jahrzehnte Millionen von Lesern gebannt haben, wird dieses Vorgehen für Sie auf Dauer wahrscheinlich doch nicht von Erfolg gekrönt sein. Gute Texte sollten zwar keine Bandwurmsätze aufweisen, zeigen aber doch die ein oder andere Verschachtelung von Haupt- und Nebensätzen. Sie benutzen Infinitiv- oder Partizipgruppen, Aufzählungen und Reihungen sowieso. Für alle gibt es Regeln. Einige sind relativ einfach zu verstehen, andere erweisen sich als etwas schwieriger. Grundsätzlich aber gilt: Hinter diesen Regeln steht immer die Logik der Struktur. Diese schauen wir uns in einer Reihe von Blogbeiträgen einmal genauer an und starten heute mit der
Kommasetzung bei Aufzählungen und Reihen
Die Regel
Bei Aufzählungen von Satzteilen mit gleicher Funktion erfolgt die Abtrennung entweder durch die Konjunktionen (Bindewörter) und / oder oder durch Kommata.
Beispiel für die Nutzung von Kommata in einer Aufzählung:
Hier haben wir mein Haus und mein Auto und mein Pferd und meine Pferdepflegerin.
Hier haben wir mein Haus, mein Auto, mein Pferd und meine Pferdepflegerin.
Begriffserklärung: Was sind Satzteile mit gleicher Funktion?
Eine Aufzählung von Satzteilen mit gleicher Funktion, das kann eine Reihe von Subjekten, Prädikaten oder Objekten sein, aber auch eine Reihe von Hauptsätzen oder Nebensätzen.
Subjekt eines Satzes ist immer der-, die- oder dasjenige, der/die/das handelt oder sonstwie aktiv ist.
Beispiel für eine Reihe von Subjekten:
Biene Maja, Willi, Grashüpfer Flip und ihre sonstigen Freunde mögen die Spinne Thekla nicht.
Das Prädikat eines Satzes (die Satzaussage) bezieht sich auf die Handlung an sich, also das, was das Subjekt macht.
Beispiel für eine Reihe von Prädikaten:
Maja und ihre Freunde suchen, sammeln und verspeisen täglich Honig.
Das Objekt des Satzes ist der-, die- oder dasjenige, mit dem das Subjekt etwas macht.
Beispiel für eine Reihe von Objekten:
Maja mag ihre Freunde, schönes Wetter, bunte Blumen und Honig.
Hauptsätze zeichnen sich dadurch aus, dass sie vollständig sind und somit alleine stehen können.
Beispiel für eine Reihe von Hauptsätzen:
Ich öffnete die Garage. Ich stieg in mein Auto. Ich fuhr los.
Ich öffnete die Garage, ich stieg in mein Auto und (ich) fuhr los.
Nebensätze können nicht alleine stehen: Sie sind nicht vollständig. Nebensätze enden immer auf einem Verb (und zwar dem finiten Teil, das heißt dem Verb, das eine Personalendung aufweist wie in ich gehe oder du gehst im Gegensatz zur Infinitivform gehen) und beginnen entweder mit
- einem Relativpronomen (der / die / das / deren / jenem etc.),
- einem Fragewort (wer / wie / was / wo / warum etc.) oder
- einer unterordnenden Konjunktion (Bindewörter wie dass / sodass / als / wenn / falls / indem / obwohl / solange / damit etc.).
Beispiele für Reihen von Nebensätzen:
Relativpronomen: Marie mag Bücher, die besonders dick sind, (die) bunte Titelbilder haben und (die) in den Bestsellerlisten stehen.
Fragewort: David weiß nicht, warum sein Hund weggelaufen ist, wo er ihn suchen soll und wen er um Hilfe bitten könnte.
Konjunktion: Roland findet, dass ihm sein neues Hemd außerordentlich gut steht, (dass) er damit großartig aussieht und (dass) er damit auf jeden Fall auffällt.
Aufzählungen mit anderen Konjunktionen (Bindewörtern)
Die Regel:
Sind Satzteile durch andere Konjunktionen als und / oder in einer Aufzählung verbunden, benötigen sie ebenfalls ein Komma. Zu diesen Konjunktionen gehören: einerseits, andererseits / zum einen, zum anderen / teils, teils / …, sondern (auch) / … ,aber / …, jedoch. Die Konjunktion sowie hingegen braucht kein Komma!
Beispiele für Aufzählungen mit anderen Konjunktionen:
Einerseits will Karl-Heinz unbedingt abnehmen, andererseits kann er nicht aufhören zu essen.
Magdalena mag Tiere, aber keine Spinnen, jedoch Kakerlaken.
Hilde reagierte teils mutig, teils verängstigt.
Schokolade und Kuchen sowie Gummibärchen und Kaugummi sind unser Lieblingsessen.
Zusammenfassung
Zwei Regeln zur Kommasetzung bei Aufzählungen und Reihen, die besagen
- dass bei Aufzählungen von Satzteilen mit gleicher Funktion die Abtrennung entweder durch die Konjunktionen und/oder oder durch Kommata erfolgt.
- dass es Konjunktionen wie einerseits/andererseits, zum einen/zum anderen etc. gibt, die immer mit Kommata abgetrennt werden.
Na, schwirrt schon der Schädel? Dann freuen Sie sich bestimmt schon auf das nächste Mal, wenn wir uns die Nebensätze etwas genauer anschauen.
Beitragsbild: Britta Kretschmer
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