Wenn man dazu neigt, ständig davon zu sprechen, wie die Zeit vergeht, ist dies ein sicheres Indiz dafür, alt geworden zu sein. Kürzlich erst hatte ich beim BarCamp Köln das Gefühl, nicht schon wieder, sondern immer noch dort zu sitzen. Ähnlich ging es mir nun auch letztes Wochenende beim WordCamp Cologne 2018. Dies fand wieder in der HMKW statt, der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln Zollstock. Von der Locationwahl war offenbar nicht nur ich letztes Jahr begeistert. Gut besucht war es allemal wieder und nebst den üblichen Verdächtigen waren auch einige Neu-Barcamper anwesend. Die mögen sicher gestaunt haben, dass die obligatorische Vorstellungsrunde auch bei rund 200 Teilnehmenden klappt. Wichtig ist nur anzuerkennen, dass gerade hierbei die Würze in der Kürze liegt.
Meine Sessions beim WordCamp Cologne 2018
- Meldungen aus dem Datennebel – Realität vs. Hysterie (Udo Meisen, Ingo Busch)
- WordPress DSGVO-Praxis (Marc Nilius)
- Wie kann man mit SEO spielen? (Detlef Heese)
- WordPress 5.0: Gutenberg und Twenty Nineteen (Maja Benke, Sören Wrede)
- Einstieg in CSS Grid (Jessica Lyschick)
Selbst diese Liste zeigt, dass sich natürlich noch immer viel um Datenschutz dreht. Ich hatte mein Interesse an passenden Sessions schon bei der Vorstellung zum Ausdruck gebracht und so einen von drei Hashtags der #DSGVO gegönnt. Der vollständige Sessionplan, der barcampüblich direkt nach der Vorstellungsrunde entstanden ist, findet sich auf der Website der Veranstalter.
Datennebel: Ein Klingelschild ist nur ein Klingelschild
Also ging es für mich direkt in die Session von Jurist Udo Meisen und dem Datenschutzbeauftragten Ingo Busch. Dem Titel ihrer Session gemäß drehte sich viel um die DSGVO-Hysterie. Ein wahrscheinlich bald offiziell anerkanntes Krankheitsbild, das sich zum Beispiel jüngst durch den Wiener Klingelschild-Irrsinn Ausdruck verschafft hatte. Weil ein Mieter keine Lust auf seinen Namen auf seinem Klingelschild hat, sollen bei 200.000 Wiener Wohnungen statt Namen dort nun anonyme Nummern stehen. Blödsinn, erklärten uns Udo und Ingo. Klingelschilder berühren gar nicht die DSGVO. Immerhin handele es sich hierbei ja nicht um eine automatisierte Verarbeitung von Daten oder die beabsichtigte Speicherung in einem Dateisystem. Ein Klingelschild ist dann doch nur ein Klingelschild.
Datennebel: Die Mehrheit aller Cookie-Hinweise ist überflüssig
Sind Sie auch so genervt von den Cookie-Hinweisen auf den Startseiten von Websites? Oder geht es Ihnen umgekehrt mittlerweile so, dass Sie einer Website wie der meinen eher misstrauen, weil es dort keinen Cookie-Hinweis gibt? Denken Sie vielleicht: Kann doch gar nicht sein, die hat den bestimmt nur vergessen! Fast schon komme ich auf die Idee, einen Hinweis wie folgt zu veröffentlichen:
Achtung, Achtung, ich verwende keine Cookies, damit Sie diese Website optimal nutzen können!
Aktuell ist laut Udo und Ingo nur bei Nutzung von Werbenetzwerken wie Google Adsense ein Cookie-Hinweis zu setzen. Noch nicht einmal bei Nutzung von Google Analytics oder Matomo, dem einstigen Piwik, braucht es den Hinweis auf der Startseite; der passende Eintrag in der Datenschutzerklärung reicht hier völlig aus. Dasselbe gilt für Cookies, die die Funktionalität der Website ermöglichen, also zum Beispiel den Warenkorb eines Onlineshops.
Wie es zukünftig in Sachen Cookies aussehen wird, regelt die sogenannte ePrivacy Verordnung. Mit der ist aber erst frühestens ab Anfang 2019 zu rechnen. Wobei sie dann ähnlich wie einst die DSGVO nicht direkt, sondern erst nach einer Übergangsphase verbindlich gilt. Wie genau die ePrivacy Verordnung lauten wird, ist noch nicht bekannt. Aber wahrscheinlich wird auch sie in Sachen Cookie-Hinweis nur den Umgang mit den sogenannten Tracking-Cookies regeln. Die sollen voraussichtlich durch den Browser voreingestellt deaktiviert sein. Das heißt, wenn Sie als Nutzer die Dinger haben wollen, um personalisierte Werbung zu sehen, müssen Sie selbst aktivieren!
Die Session von Udo und Ingo beim WordCamp Cologne 2018 lässt sich übrigens bereits auf wordpress.tv anschauen: Meldungen aus dem Datennebel
WordPress 5.0: Gutenberg und Twenty Nineteen
Ich weiß nicht, ob Sie es wissen, aber Gutenberg wird kommen – und das sehr bald. Der Hinweis auf Ihrem Dashboard, dass Sie den neuen Editor schon mal ausprobieren können, steht da nicht nur so aus Jux und Dollerei. Mit WordPress 5.0 wird Gutenberg der neue Standardeditor sein. Und das wahrscheinlich schon ab dem 19. November 2018. Vielleicht wird die Veröffentlichung aber auch erst am 22. Januar 2019 stattfinden.
In ihrer Session erklärten uns Sven und Maja, dass das Entwicklerteam aktuell nichts Neues mehr für Gutenberg plant. Es geht also nur noch darum, Fehler zu erkennen und zu beheben. Für später sind sicherlich Erweiterungen geplant. So war die Rede von Gutenbergscher Menü- und Widgetbearbeitung. Auch Header und Footer wird sich Gutenberg zukünftig wohl zur Brust nehmen. Aber das ist Zukunftsmusik. Momentan geht es nur um die Beitrags- und Seitenbearbeitung.
Mit WordPress 5.0 endlich ein neues Standardtheme: Twenty Nineteen
Mit WordPress 5.0 und Gutenberg kommt dann auch endlich ein neues Standardtheme. Wenige Tage vor dem WordCamp Cologne 2018 hatten die Entwickler einen ersten Blick auf Twenty Nineteen ermöglicht. Die Screenshots lassen erahnen, was der Text verspricht. Nämlich, dass das Theme die Brücke schlagen will und damit sowohl für Blogger als auch für Unternehmen gedacht ist. Gleich beide Zielgruppen bedienen zu können, will Twenty Nineteen mittels voller Gutenberg Unterstützung erreichen.
Aber genau hier liegt der Hund vielleicht begraben. Erst am Ende der Session und dann auch im Nachgang in der Pause meldeten sich die kritischen Stimmen. Nicht alle WordPresser sind glücklich mit Gutenberg. Die Gefahr besteht natürlich immer, wenn man alle ansprechen will: dass sich zu guter Letzt keiner so richtig angesprochen fühlt. In der Diskussion hatte ich allerdings den Eindruck, dass diese Kritiker noch gar nicht mit Gutenberg gearbeitet haben. Also warf ich ein, dass man sich als Blogger, der doch nur bloggen will, den ganzen Page Builder Kram komplett schenken kann. Nur weil dies als Option vorhanden ist, muss ich diese Möglichkeiten ja nicht nutzen.
Nicht alles, was man kann, muss man auch machen
Gutenberg funktioniert jedenfalls problemlos mit jedem normalen Theme. Wobei »normal« hier ein Theme bedeutet, das nicht seinerseits als Baukasten konzipiert ist. Auch dieser Beitrag entsteht gerade mit Gutenberg. Während ich schreibe, denke ich nicht über bunte Absatz- oder Spaltenblöcke nach.
Das Problem, das ich sehe, ist die allzu häufig in Erscheinung tretende menschliche Unfähigkeit, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Bloß weil ich etwas bunt machen kann, muss ich es nicht einfärben. Meine Vorhersage: Wir werden mit Gutenberg genauso viel überflüssige Designelemente zu sehen bekommen, wie wir sie dank Multipurpose Themes bereits ertragen müssen.
Immerhin besteht aber auch die Chance, dass es dank sehr schlanker Block-Themes viele sauber strukturierte Blogs und Websites geben wird. Vielleicht mehr als je zuvor.
Auch die Aufzeichnung der Session von Maja und Sven ist bereits auf wordpress.tv zu sehen: WordPress 5.0: Gutenberg und Twenty Nineteen
Alle weiteren Sessions des WordCamp Cologne 2018 gibt es ebenfalls auf wordpress.tv
Beitragsbild: Badge von WordCamp Cologne 2018
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