Im Rahmen meines Kursangebotes immer wieder und nun auch im eigenen Hause mal wieder ein Thema: der WordPress Relaunch. Ein Begriff, den vor zehn Jahren wahrscheinlich kaum einer kannte, ist mittlerweile in so manchem Munde. Und so schnell er dahingesagt ist, so schnell ist er manchmal auch durchgeführt. Mit dem Ergebnis, dass die Website vielleicht ansprechender aussieht als zuvor, dafür aber starke Einbußen beim Suchmaschinenergebnis aufzeigt. Was gibt es zu beachten, damit das nicht passiert?
Mein erster WordPress Relaunch war nur ein Redesign
Auf gut Deutsch bedeutet Relaunch Neustart. Aber wie auch sonst im Leben ist das mit dem Neustart so eine Sache. Allzu oft verlangen Altlasten, auch im neuen Gewand berücksichtigt zu werden. Und apropos neues Gewand: Geht es nur um ein neues Erscheinungsbild, spricht man nicht von Relaunch, sondern von Redesign.
Mein erster WordPress Relaunch war gar kein Relaunch, sondern nur ein Redesign. Dabei hatte ich noch nicht mal das Theme gewechselt, sondern nur an den unendlichen Einstellungsoptionen des Weaver II Themes neu herumgespielt. Da dieses Theme nun aber auch eine Menge Optionen fern des Änderns von Farben, Größen und Hintergründen bietet, hat auch dieses Redesign wahrscheinlich zu der ein oder anderen strukturellen Veränderung geführt. Ganz ehrlich: Ich erinnere mich nicht mehr. Eines sollte nur klar sein: Solange sich an der vorhandenen Struktur und den Inhalten nichts ändert, handelt es sich nicht um einen Relaunch.
Relaunch ist, wenn die Struktur sich ändert
Ein Relaunch findet zum Beispiel statt, wenn Sie eine Website von einem System in ein anderes überführen. Mein zweiter Relaunch war dann auch einer. In meinem Fall ging es von einer statischen HTML- zu einer WordPress Website. Unweigerlich ändert sich dabei die Struktur. Wenn Sie aus Ihren alten HTML-Seiten nun WordPress Seiten machen, lauten die Adressen dieser Seiten nicht mehr wie zuvor. Mindestens mal fehlt dann das .html am Ende. Auch beim Umzug von einem anderen Content-Management-System oder von einem Baukastensystem zu WordPress werden Sie mit neuen Adressen zu tun bekommen.
Ein anderer Grund, weshalb sich die Struktur ändern kann, betrifft die Änderung von Inhalten. Solange Sie auf einer WordPress Seite oder in einem Beitrag nur den Text durch einen neuen ersetzen, gibt es kein Problem. Aber sobald Sie den Permalink ändern, ist es so, als hätten Sie die Seite gelöscht. Dabei geht es auch um die Änderung eines einzelnen Zeichens. Sagen wir, Sie wollen aus Angebot nun Angebote machen. Schon ist es so, als hätten Sie die alte Angebot-Seite gelöscht. Eine gelöschte Seite, das sollte klar sein, löst einen 404-Fehler aus. Und zu viele davon können sich ungünstig auf Ihr Suchmaschinenergebnis auswirken.
Auch Bilder, die Sie austauschen, können zu solchen Fehlern führen. Auf das passende Vorgehen beim Austauschen eines Bildes bin ich schon mal in meinem Beitrag Wie lassen sich in WordPress Medien austauschen? eingegangen. Dieselben Prinzipien gelten im Rahmen eines Relaunches, bei dem man vielleicht dasselbe Bild mit anderen Pixelmaßen oder einem anderen Seitenverhältnis neu hochladen möchte.
Vor dem WordPress Relaunch die Struktur merken
Der wesentliche Punkt bei einem WordPress Relaunch ist es also, sich die bisherige Struktur erinnerlich zu machen. Je nach Umfang der Website kann es reichen, sich das Ganze händisch aufzuzeichnen. Ab einem gewissen Umfang ist es aber sicherlich hilfreich, die Sitemap abzuspeichern. Die stellt hierarchisch strukturiert alle Einzeldokumente der Website dar, so also alle Beiträge, Seiten, Kategorien, Schlagwörter und Autoren, gegebenenfalls auch Bild-Anhangseiten. Weitere können hinzukommen, zum Beispiel Custom Post Types.
Am einfachsten lassen Sie sich die Sitemap für Ihre Website durch Yoast SEO erstellen. Sobald das Plugin installiert ist, sorgt es voreingestellt dafür. Ihre Sitempap rufen Sie auf mit IhreDomain.de/sitemap_index.xml und gelangen so zu der hierarchischen Liste. Und da sich jeder Eintrag in dieser Liste anklicken lässt, erhalten Sie die Adressen aller Beiträge, Seiten, Kategorien etc..
Wenn Sie das haben, können Sie Ihre Inhalte auch löschen oder umbenennen. Sie sind nun nämlich in der Lage, die gelöschten oder umbenannten Inhalte auf die passenden neuen weiterzuleiten. Das lässt sich händisch in der .htaccess machen. Oder Sie benutzen das sehr übersichtliche Plugin Simple 301-Redirects, über das ich im Beitrag Mit WordPress 301-Weiterleitung einrichten bereits geschrieben habe.
Allerdings funktioniert das mit den diesen 301-Weiterleitungen nicht immer. So musste ich kürzlich durch eine Kundin, die von Wix zu WordPress umgezogen war, lernen, dass Wix höchst eigentümliche Permalinks produziert. Das Vorgehen der Weiterleitung setzt dann einen Eintrag in der functions.php und eine redirect.js Datei voraus, in der diese kryptischen Links auf die neuen verweisen. Das wiederum setzt ein Childtheme voraus. Alles in allem also kein Kindergeburtstag!
Irgendwas ist immer: Search Console hilft
Die Erfahrung sagt: Irgendwas ist immer. Da haben Sie geglaubt, alles vorher bedacht zu haben, und doch gibt es hinterher kaputte Links. Deshalb ist es extrem hilfreich, die Google Search Console (ehemals Webmaster Tools) zu nutzen.
Google Search Console ist sowieso eines der hilfreichsten Tools überhaupt, um ein Verständnis für die Keywords zu erhalten, mit denen Menschen Ihre Website finden. Im Kontext des Relaunches ist die Search Console unerlässlich. Zeigt sie einem nämlich gnadenlos jeden 404-Fehler an.
Wenn Sie also vor dem Relaunch vergessen haben, sich alle alten Adressen zu notieren, und nun feststellen, dass es mit dem Ranking bergab gegangen ist, können Sie sich über Search Console alle 404-Fehler anzeigen lassen und abarbeiten.
Unerlässlich: die Testumgebung
Essenziell für den WordPress Relaunch ist also die gut geplante Vorbereitung. Und da sich das Ganze kaum innerhalb weniger Stunden realisieren lässt, braucht es eine Testumgebung. Dafür legen Sie eine Subdomain an, nennen wir sie neustart.IhreDomain.de. Hier installieren Sie WordPress und bitten Google, diese Website nicht zu indexieren. Per Plugin sorgen Sie dafür, dass nur Sie Ihre Arbeitsfortschritte sehen können.
Bei Bedarf importieren Sie die alten Inhalte mittels WordPress Importer. Wenn Sie aber wie ich aktuell mit einer wenig umfangreichen Installation zu tun haben, bei der zudem auch nur Inhalte wegfallen sollen, können Sie darauf auch verzichten. Das neue (Child)-Theme, das sich in der Subdomain gut bearbeiten lässt, kann später ohnehin unproblematisch auf die Hauptdomain umziehen.
Bei umfangreichen Projekten mit weitreichenden Änderungen macht es sicherlich Sinn, die neue Website auf der Testumgebung komplett fertigzustellen. Per Umzug von Sub- zu Hauptdomain können Sie diese schließlich auf Ihrer Domain veröffentlichen. Aber gerade dann gilt es, in der Hauptdomain per 301-Weiterleitungen dafür zu sorgen, dass es nicht zu viele 404-Fehler gibt.
Beitragsbild: Britta Kretschmer
Schreibe einen Kommentar