Mit Calibre ein E-Book erstellen

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Mit Calibre ein E-Book erstellen
Der Beitrag als E-Book auf dem Smartphone

E-Books erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, schon zumal sie für Autoren ohne Verlag eine gute und vor allem preiswerte Möglichkeit des Selbstpublizierens darstellen. Sogenanntes Selfpublishing gab es auch schon vorher, mit Books on Demand ist es schon seit Längerem möglich, Bücher erst auf Nachfrage drucken zu lassen. Bei E-Books fällt der relativ aufwändige Prozess der Herstellung weg. Zwar müssen Sie auch hierfür erst einmal ein E-Book erstellen. Liegt die entsprechenden Dateien aber einmal vor, geht es in der Folge im Wesentlichen nur noch darum, über welche Kanäle Sie es zu welchem Preis (der wegen Buchpreisbindung überall gleich sein muss) anbieten wollen.

Was ist eigentlich ein E-Book?

Ein E-Book ist ein elektronisches Buch, auch Digitalbuch, das mittels spezieller Geräte (E-Book-Reader wie zum Beispiel Amazons Kindle, aber auch Tolino, Kobo, PocketBook) oder spezieller Software auf Computern, Tablets und Smartphones gelesen werden kann. Ein E-Book kann in unterschiedlichen Formaten vorliegen. In den Anfängen galt PDF als das Format der Wahl. PDF ist aber nur die digitale Kopie des Druckformates: Sie können eine Seite zwar in vergrößerter oder verkleinerter Ansicht darstellen, den Umbruch aber nicht ändern. Ein solches festes Seitenlayout macht auf einem Smartphone keinen Sinn.

E-Book erstellen – eine Frage des Formats

Heutzutage passen sich alle gängigen E-Book-Formate dem darstellenden Gerät an. Das heißt, sie folgen demselben Prinzip wie responsive Websites, nur spricht man bei E-Books neudeutsch von reflowable content.

Wie so oft bei der Entwicklung neuer Technologien konkurrieren auch im Bereich des E-Books unterschiedliche Formate miteinander. Neben EPUB gibt es vor allem die Amazon-Formate AZW und AZW3 sowie MOBI. Dabei gilt das Prinzip, dass alle E-Book-Reader EPUB darstellen können. Es sei denn, sie stammen aus dem Hause Amazon. Umgekehrt verstehen nur die Amazon-Geräte die Amazon-Formate.

Mit Calibre einen ersten Eindruck gewinnen

Die Erstellung eines E-Books funktioniert grundsätzlich auf Basis eines Word-Dokumentes. Für die Erstellung von EPUB oder den Amazon-Formaten braucht es dann spezielle Software. Ich habe das gängige und kostenfreie Calibre getestet, das auch den passenden Reader für alle Formate mitbringt. Mit Calibre ist es also möglich, einen ersten Eindruck davon zu gewinnen, wie Ihr E-Book, das Sie bis dato ja nur als Word-Dokument kennen, aussehen wird. Das ist nicht unerheblich. Denn auch wenn wir hier in der Welt des digitalen Buches sind, haben Menschen dennoch Gewohnheiten. Sie wissen, wie Bücher normalerweise aussehen.

Den Lesegewohnheiten entsprechen

Wenn wir mal davon ausgehen, dass Ihr geplantes E-Book hauptsächlich Text zeigen soll, dann ist es wünschenswert, wenn Ihr Text wenigstens weitgehend der Ansicht eines gedruckten Buches entspricht. Ich spreche hier von Aspekten wie einer Titelseite und dem Impressum auf der nächsten Seite. Oder dass im fließenden Text nicht nach jedem Absatz ein Abstand folgt. Oder dass der erste Absatz keinen Einzug der ersten Zeile aufweist – sofern ein Einzug der ersten Zeile für alle folgenden Absätze erwünscht ist.

Auch wäre es wünschenswert, wenn es keine Hurenkinder und Schusterjungen gäbe (auch bekannt als widows und orphans), also vereinsamte einzelne Zeilen am Seitenanfang bzw. Seitenende. Leider sind nicht alle Reader und Apps in der Lage, entsprechende Definitionen für das Zusammenhalten von Überschrift und Absatz oder das Verhindern einzelner Zeilen umzusetzen. Dennoch sollte man sie hinterlegen. Kopfzeilen und Seitenzahlen jedenfalls braucht es gar nicht. Ein E-Book passt sich an das darstellende Gerät an: Eine Seite auf dem Papier entspricht nicht einer Seite auf dem Reader.

Formatvorlagen in Word nutzen!

Je nachdem, wie gut Sie Ihr Word kennen, haben Sie vielleicht Ihren Text sehr sauber formatiert. Sprich: Sie haben mit Formatvorlagen gearbeitet, die zum Beispiel für Überschriften die Absatzkontrolle vorsehen, sodass Überschriften nicht isoliert von dem folgenden Text stehen können. Vielleicht haben Sie die Formatvorlage für die Kapitelüberschriften sogar derart verändert, dass Kapitel immer auf einer neuen Seite beginnen. Auf manuelle Formatierungen haben Sie bestenfalls weitgehend verzichtet, maximal die ein oder andere Passage kursiv gesetzt. So oder so: Bücher, die hauptsächlich Text darstellen, benötigen nur sehr wenig Formatierung. Farbe gehört bei Texten zum Beispiel überhaupt nicht dazu, stellen die meisten Reader nämlich gar keine Farbe dar.

E-Book-Formate mit Calibre erstellen

Bei den Testdurchläufen hat sich schnell gezeigt: Calibre produziert selbst aus weitgehend sauber formatierten Word-Dokumenten schnell mal überflüssige CSS-Klassen. So zumindest ist es mir ergangen. Denn das ist es, was Calibre für Sie übernimmt: Das Erstellen von HTML-Seiten und die Auslagerung aller Formatierung in CSS-Dateien. Außerdem produziert es eine OPF-Datei, in der alle Metaangaben zum Buch stehen, die Sie hinterlegen (nebst dem Titel und dem Autoren sind dies vor allem Schlagwörter und das Veröffentlichungsdatum), und es ordnet Ihrem E-Book das Coverbild Ihrer Wahl zu. Schließlich produziert es das für E-Book-Reader so wichtige Inhaltsverzeichnis.

Wenn Sie nun also aus Ihrem Word-Dokument ein E-Book machen wollen, wählen Sie unter Bücher hinzufügen Ihre Word-Datei als Quelle aus. Mit Metadaten bearbeiten können Sie Ihr Coverbild zuordnen und alle wichtigen Metanangaben vergeben. Dann wählen Sie unter Bücher konvertieren als Zieldatei bestenfalls erst einmal EPUB. Die Konvertierung bietet Ihnen bereits einige Einstellungsmöglichkeiten, doch hat die Erfahrung mich gelehrt, dass es Sinn macht, es hier erst einmal – mit einer Ausnahme – bei den Standardeinstellungen zu belassen. Die eigentliche Bearbeitung erfolgt dann besser über die Option Buch bearbeiten. Die Ausnahme bezieht sich auf das Seitenverhältnis des Coverbildes. Unter EPUB-Ausgabe sollten Sie an entsprechender Stelle ein Häkchen setzen.

Buch bearbeiten bedeutet HTML und CSS bearbeiten

Unter Buch bearbeiten stellt Calibre Ihnen nämlich alle HTML- und CSS-Dateien, die es bei der Konvertierung erstellt hat, zur Bearbeitung zur Verfügung. Auch können Sie hier das Inhaltsverzeichnis bearbeiten. Wenn Sie also merken, dass Ihnen die Ansicht Ihres Textes als E-Book nicht gefällt, bearbeiten Sie es über diese Option, statt zurück in Ihr Word-Dokument zu gehen und dann die Konvertierung erneut durchzuführen. Dieses Vorgehen setzt natürlich HTML- und CSS-Kenntnisse voraus.

Dabei beachten Sie bitte: Die Schriftgröße kann sich jeder auf dem Reader selbst einstellen, ebenso die Schriftart. Wenn Sie dennoch eine spezielle Schriftart anbieten wollen, nutzen Sie Open Source Schriften. Calibre bettet diese dann ein.

Wollen Sie also zum Beispiel den bereits oben beschriebenen Zustand erreichen, bei dem nur der erste Absatz keinen Einzug aufweist, vergeben Sie für die jeweils ersten Absätze eine andere Klasse als für alle weiteren und definieren Sie das unterschiedliche Verhalten. Oder Sie entfernen alle Absatz-Klassen aus den HTML-Dateien per Suchen/Ersetzen und ergänzen folgende CSS-Definition:

p {text-indent: 0;}   
p+p {text-indent: 25px;}

Folgende Definition soll den Seitenumbruch nach einer Überschrift h2 verhindern:

h2 {page-break-after: avoid;}

Diese Definition dient dem Verhindern von Hurenkindern und Schusterjungen:

p {widows: 3; orphans: 3;}

Auf Basis von EPUB weitere Formate erstellen

Wenn Sie dann irgendwann mit der Ausgabe zufrieden sind, können Sie Ihr EPUB (als Quelldatei) auch gleich in andere Formate konvertieren, also AZW3 und/oder MOBI. Das Amazon-Format AZW3 können Sie bei Bedarf in der Folge genauso bearbeiten wie EPUB. Existieren beide Formate, fragt Calibre, welches Sie bearbeiten wollen. Wählen Sie dann AZW3 zur Bearbeitung, werden feststellen, dass die Dateien sich im Detail von dem EPUB-Format unterscheiden, so auch anders heißen.

Schließlich können Sie Ihre Bücher exportieren. Am besten legen Sie sich auf Ihrer Festplatt für jedes Format einen Ordner mit entsprechender Benennung an. Den EPUB-Ordner können Sie sich dann auf Ihren entsprechenden Reader oder Ihr Smartphone mit einer passenden App, Amazon-Formate auf Ihr Amazon-Gerät kopieren. So haben Sie einen noch besseren Eindruck davon, was Ihre Leser zu sehen bekommen.

EPUB wieder entpacken

Übrigens ist EPUB eigentlich nicht viel mehr als ein ZIP-Archiv. Probieren Sie es aus: Wählen Sie für Ihre EPUB-Datei in Ihrem Windows Explorer die Option Umbenennen und machen Sie aus dem .epub ein .zip. Windows wird Sie zwar warnen, dass die Datei dadurch unbrauchbar wird. Wenn Sie diese Warnung ignorieren, entsteht ein ZIP-Archiv, das Sie nun extrahieren können. In dem entpackten Verzeichnis befinden sich alle Dateien, die Sie gerade noch in Calibre bearbeitet haben.


Beitragsbild: Britta Kretschmer

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